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Hausrinder | Rinder-Wahnsinn

Kühe mit Löchern im Bauch

Vor einigen Wochen sorgte ein Video für viel Aufsehen, welches französische Tierschützer im Forschungsstall eines Futtermittelherstellers heimlich erstellt haben. Darauf zu sehen sind Kühe, denen ein Zugang zum Magen in die Flanke gesetzt wurde. Normalerweise mit einem Stöpsel verschlossen, kann dieser von den Mitarbeitern geöffnet und genutzt werden, um Mageninhalt zu entnehmen. Auf diese Weise kann die Verdauung des aufgenommenen Futters untersucht werden.

Foto: © Pebo – stock.adobe.com

Der Zugang wird „Fistel“ genannt, daher kommt der Name „Fistulierung“ für den Prozess. Dabei handelt es sich nicht um etwas Einmaliges oder Neues – die Fistulierung kommt seit vielen Jahren in der Forschung zum Einsatz. Vom Zugang zum Pansen, dem ersten und größten der vier Kuhmägen, erhoffen sich Wissenschaftler Erkenntnisse über eine mögliche Optimierung der Ernährungszusammensetzung. Hierüber soll eine verbesserte Effizienz zur Milchproduktion erreicht werden. Zwar wurde die Milchleistung moderner Kühe schon um ein Vielfaches gesteigert, so gibt eine Milchkuh heute rund fünfmal soviel Milch wie noch vor 100 Jahren. Dennoch unterliegt auch die Milchwirtschaft einem hohen Kosten- und Leistungsdruck – der am Ende von den Tieren getragen werden muss.

Die Fistulierung und die dadurch möglichen Einblicke in den Verdauungsprozess der Kühe soll noch einem weitern Zweck dienen: Bei der Verdauung entsteht im Magen der Kuh Methangas, was kontinuierlich ausgerülpst wird. Bei insgesamt ca. 12 Millionen Rindern und Milchkühen, die in Deutschland gehalten werden, kommt eine Menge zusammen. Knapp 5% der deutschen Treibhausgas-Emissionen entstammen Kuhmägen. Hierfür ist die Zusammensetzung der Ernährung der Wiederkäuer von großer Bedeutung, weshalb auch an klimaneutraleren Möglichkeiten für die Fütterung fleißig geforscht wird. Diese Gründe werden von Forschern zur Rechtfertigung für den Einsatz der Fistulierung angeführt. Darüber hinaus wird die Kuh – abgesehen von einer Narkose und der Operation – nicht beeinträchtigt und spürt auch keine Schmerzen, so die Meinung der Wissenschaft. Allerdings wäre unbestritten eine sinnvollere und vor allem tierleidfreie Alternative eine Einschränkung des Konsums und somit auch der Produktion von Fleisch- und Milchprodukten. Tierleid würde verringert, der Kostendruck eingeschränkt und der Schutz von Umwelt sowie nicht zuletzt der eigene Gesundheit der Verbraucher nachhaltig verbessert werden, ganz ohne unnötige Verstümmelungen und (im wahrsten Sinne des Wortes) Eingriffe.

Jan Peifer